Vergleichen wir Shiatsu mit einem Gespräch, können wir uns ein bisschen besser vorstellen, was das eigentlich ist. Wir alle haben schon Gespräche geführt und wissen, dass es da ganz unterschiedliche Qualitäten und Erlebnisse gibt. Es gibt oberflächliche Gespräche und solche, die sehr tief gehen. Manchmal kommt man an den Punkt, wo man ganz bewegt und berührt ist und sich gesehen fühlt. Oft reden wir über Dinge und Erfahrungen und dann, hin und wieder vielleicht stundenlang über Emotionen und Befindlichkeiten.

Shiatsu ist wie ein Gespräch. Es gibt zwei Personen, die sich auf das Gespräch einlassen und es geht um das Thema, welches die Klientin oder der Klient in das Gespräch einbringt. Doch gibt es einen signifikanten Unterschied zu einem Gespräch, wie wir es gemeinhin kennen. Im Shiatsu benutzen wir (fast) keine Worte. Wir treffen uns in der Berührung. Von außen betrachtet ist die Person, die auf dem Futon liegt, passiv und der oder die ShiatsupraktikerIn aktiv. Doch das täuscht. Beide sind aktiv. Beide nehmen teil an diesem Gespräch.

Ein Gespräch ist ein dynamischer Prozess. Jederzeit kann neue Information fließen oder sich eine Grenze auftun. Beide Gesprächspartner werden sich im Kontakt kontinuierlich verändern und neue Zugänge erschaffen. Es findet ein tiefes Zuhören statt, ein wohlwollender Austausch, ein achtsames Miteinander.

Shiatsu setzt den Rahmen. Es findet in einem bestimmten Setting statt. Eine ShiatsupraktikerIn hat es gelernt, einen „Raum“ zu kreieren, in dem sich die Klientin spüren und entfalten kann. Ein zentraler Aspekt hierbei ist die Absichtslosigkeit. Die Grundhaltung im Shiatsu ist offen. Auch wenn die Absicht eines Klienten besteht, z.B. ein Leiden zu verbessern, wird dies nicht automatisch zur Absicht des Praktikers. Dieses Leiden zu verändern ist Aufgabe eines jeden selbst. Die ShiatsupraktikerIn hilft und begleitet auf diesem Weg. Wir handeln in der Überzeugung, dass alle Lebensvorgänge von innen kommen und/oder Resultat der eigenen Lebensumstände sind.

Menschen gehen zum Shiatsu,
* um sich auf ihrem Weg unterstützen zu lassen,
* um klarer zu sehen und zu spüren, was für sie wichtig ist,
* um Hilfe im Verfolgen der eigenen Bedürfnisse zu bekommen,
* um loslassen zu lernen,
* und natürlich auch um Heilung von innen zu erfahren, durch die Prozesse, die im Shiatsu angestoßen werden.

Hast Du schon einmal erlebt, wie Du in einem Gespräch mit einer guten Freundin oder einem guten Freund dich so richtig hast fallen lassen? Und wie ihr auf einmal an einem ganz kritischen und besonderen Punkt gelandet seid? Hier ist vielleicht eine Erkenntnis entstanden, die für Dein weiteres Leben ganz wichtig war. Vielleicht bist Du in Frieden gekommen mit etwas, mit dem Du im Streit lagst. Vielleicht hast Du einen Schmerz überwunden oder einen unerfüllten Wunsch losgelassen.

Es ist in Absichstlosigkeit entstanden.

Als ShiatsupraktikerIn trainieren wir, solche Gespräche zu führen. Insbesondere der Aspekt der Absichstlosigkeit ist eine Herausforderung, ist es doch in gewisser Hinsicht ein Widerspruch in sich. Doch es funktioniert.