Shiatsu wird oft als Methode dargestellt, neben anderen Methoden wie Craniosacrale Therapie oder Osteopathie.

Doch was ist eigentlich eine Methode? Eine Methode ist ein planmäßiges Vorgehen zum erreichen eines Zieles sagt die Definition. Also schauen wir einmal genauer hin und fangen hinten an.

Das Ziel: Das Ziel von Shiatsu lässt sich schon schwer fassen. Es hängt natürlich sehr von dem Ziel der Klientin ab. Doch allgemein lässt sich sagen, dass wir das Ziel haben, mit Menschen über Berührung in einen engen Kontakt zu gehen. Ein Kontakt, der ein Sich-Spüren möglich macht. Ein Kontakt, der Vertrauen in den eigenen Prozess der Klientin ermöglicht. Ein Kontakt der Türen zu Wegen öffnet, die dann gegangen werden können. Dieser Kontakt macht energetische Phänomene spürbar und führt in ein Loslassen. Das wiederum verändert Symptome und führt zu Erkenntnissen.

Das planmäßige Vorgehen: Hier wird es schon schwieriger. Es gibt eine Grundhaltung beim Shiatsu und eine körperliche und geistige Ausrichtung. Der Praktiker hat also gewissermaßen eine Ausgangsposition, die den oben beschriebenen Kontakt leichter ermöglicht. Er erspürt dann Orte am Körper, die Aufmerksamkeit bedürfen und berührt sie auf eine Art und Weise, das innere Bewegung gefördert wird. Die Bewegung ist schon da. Doch sie stagniert. Durch die Berührung und die Beobachtung findet ein Lösen statt, welches die Bewegung weitergehen lässt. Auch das ist irgendwie planmäßig und doch findet hier kein rezeptmäßiges Vorgehen statt. Es gibt keine Diagnose, auf deren Grundlage ein bestimmtes Vorgehen stattfindet.

Es ist wie in einem Gespräch. Durch ständige Inspiration und gute Resonanz kommt ein Gespräch in Gange, welches immer tiefer wird. Kein Moment ist vorhersehbar. Wir haben vielleicht eine Ahnung, doch müssen ständig für Überraschungen bereit sein. Ist das planmäßig?

In meinem Verständnis ist Shiatsu keine Methode. Viel zu individuell, sehr organisch, sehr spontan. Es ist die Bewegung des Lebens, die hier berührt wird. Und auf die gibt es keine planmäßige Antwort. Auch lassen sich die Phänomene der Klientinnen nicht isoliert betrachten und sachlich erheben. Sie stehen in Kontext mit dem Behandler. Es ist eine Begegnung. Ein kontinuierlicher heiliger Moment, in dem sich zwei Wesen über ihre Körper unterhalten und all die Konformitäten unserer Gesellschaft beiseite lassen, um ihrer ureigenen Wahrheit näher zu kommen. Es geschieht ein Loslassen von Körperstrukturen, von Ängsten und Sorgen, von altem Schmerz. Es reinigt und befreit. Das Leben richtet sich neu aus und wendet seinen Blick auf das Wesentliche. Shiatsu begleitet im Prozess. Es richtet nichts, wie eine Methode, die man auf Grundlage einer Diagnose anwendet. Es lässt geschehen. Ohne Absicht.